04.10.2018
Nach 323 Tagen und rd. 1.000 Arbeitsstunden hat das Kirchboot frisch restauriert die Werkstatt verlassen.
Neue Farbe nach dem Motto:
"viel hilft viel"
Mehr Platz in der Breite für die Ruderer
- Ersatz der ursprünglichen Spanten
- Erhöhung der Bordwand um 8 cm
- Einbau der Einschienenbahn mit integriertem Stemmbrett
- Flügelausleger 1. Generation
- Erneuerung des gesamten Waschbords,
Verbesserung der Auslegerbefestigung. - Das Waschbord war jetzt bombensicher.
Ausleger, Dollen und Riemen entsprachen dem ruderischem Standard. - Im Rumpf, der Beplankung zeigten sich jedoch bereits zu Beginn 2017 die Vorboten der Schäden am Boot, eine allumfassende Sanierung war unumgänglich.
Neben Querspanten, Schrauben gibt es noch eine dicke Lackschicht, die muss weg bis aufs rohe Holz. Im Bootsinneren ist ein Maschineneinsatz – Lackfräse – wegen den Spanten und der gewölbten Bootswand nicht möglich, bliebe nur der Winkelschleifer, sehr effektiv aber enorme Staubbildung. Bleibt nur die „Hitzebehandlung“
Heißluftpistole bis 650° draufhalten, der Lack bildet Blasen und kann abgeschabt werden, bester Schaber aus eigener Herstellung. Wird alles schön warm, riecht fantastisch und konserviert die Lungenflügel.
Die geklinkerten Planken waren mittels 3 cm langen Schrauben mit den Querspanten verbunden. Die Schrauben – leider nicht aus Edelstahl – waren so verrostet, dass Herausdrehen nicht möglich war, es bewegte sich nichts. Was tun? Man nehme einen Lötkolben erhitze ihn auf 650° und halte ihn ca. 1 – 2 Minuten – oder länger - auf den Kopf der Schraube, diese wird erhitzt, lockert sich und kann rausgedreht werden. Es kokelt halt ein wenig.
Das Problem war nur: es waren rd. 1.000 Schrauben, wer will schon eine Woche lang Schrauben drehen, alles von Hand, Akkuschrauber geht nicht.
Der Versuch mit einem Zapfenbohrer die Schraube raus zu fräsen war nicht erfolgreich. Die Lösung: Winkelschleifer mit 10 mm Diamantsteinzeughohlbohrer.
Nach Demontage des Querspants waren die Schraubenspitzen freigelegt. Sie dienten als Führung für den Hohlbohrer und die Schraube konnte samt Kopf rausgefräst werden. Die Flex läuft mit 11.000 Umdrehungen, da sind einige Bohrer verglüht.
Ergebnis:
Innenarbeiten vorläufig fertig, jetzt ist außen dran, mit vereinten Kräften wurde das Boot gedreht.
Eine vollkommen eingestaubte Werkstatt.
Ohje - Einige Außenansichten:
Der letzte Rest vom Kiel
Freigelegte Kielliste nach Entfernung der angefaulten Planken, die mit dem Kiel verbunden waren. Geplant war die Verleimung neuer Planken auf dem alten Kiel.
Des Weiteren wurden alle wurden alle beschädigten Plankenteile ausgesägt, insgesamt rd. 7 m², entspricht rd. 30% der gesamten Plankenfläche.
Lackfräse zum Einsatz
Eine perfekte Maschine, entfernt nur die Lackschicht, ohne Staub und giftige Dämpfe und glättet zugleich wie ein Hobel die Oberfläche.
Die Außenarbeiten waren damit soweit gediehen, dass mit der Erneuerung und Reparatur der Beplankung begonnen werden konnte.
Fürsorglich wurde jedoch zuvor nochmals die Kielleiste überprüft, und siehe da, zwei, drei Hammerschläge und die Verbindung mit den Spanten war nicht mehr.
Umplanung, Kiel und Verbindung mit den Spanten musste komplett neu aufgebaut werden. Die mühselige Entfernung aller verrosteter Schrauben aus dem Kiel war somit für die Katz.
Spanten auf beiden Seiten kappen.
Mittelstütze zwischen Spant und Querspant entfernen.
Neue Spantverbindung, erst Schablone aus Pappe fertigen, aus Restholz Verbindung mit der Bandsäge sägen und mit Harz einleimen, nichts geschraubt.
Entfernen der alten Verbindungen, mühsam. Zu allen Arbeiten musste unter das Boot gekrabbelt werden.
Einbau der Heckkielleiste aus 3 cm Merantiholz
Planschleifen der Kanten für Auflage Kielleiste über gesamte Bootslänge
Der Kiel ist das ist das A und O für die Stabilität des Bootes.
Der bisherige Kiel war aus einfachem Kieferholz in zwei Lagen aufgebaut und relativ schmal, die nachträgliche Verbindung Spant und Kiel war letztendlich nicht optimal. Die Prüfung aller Möglichkeiten bezüglich der Neukonstruktion ergab, dass ein stärker Kiel aus Eiche zum besten Ergebnis führen würde.
14 m laufende Meter Eiche.
18 cm breit und 4,5 cm stark.
Fertiger Kiel auf den Planken verleimt, auf den Spantenverbindungen zusätzlich verschraubt. Die Nut wurde mittels einer Schablone – hergestellt von einem Profi – Vermittlung Udo Pittroff – gefräst.
Mit in die Nuten eingeleimte Holzbinder wurden die einzelnen Kielprofile verbunden.
Neue Beplankung
Nachdem Kiel, Neubeplankung und Verschluss aller Löcher geschafft sind wurde der gesamte Rumpf mehrfach gründlich abgeschliffen, noch vorhandene Schadstellen, Risse und Macken mit Epoxidharz verspachtelt und plan geschliffen.
Danach wurde das Boot wieder gedreht und der finale Innenausbau konnte beginnen.
Die Spanten werden entfernt.
Auffüllen, spachteln mit Harz, schleifen; auffüllen, spachteln, schleifen; auffüllen spachteln, schleifen, ....
Einbau der neuen Querspanten aus Meranti Vollholz. Diese sind so stabil, dass sie in der Stärke um 50% gegenüber den alten Spanten vermindert werden konnten. Die Befestigung erfolgte ausschließlich mit Harz und Holzdübel, keine Verschraubung Ebenso konnte auf einen Unterzug zwischen Spant und Kiel verzichtet werden. Spantenstärke: 2,5 x 7,0 cm.
Alle Querspanten sind eingebaut.
Jetzt kann mit dem Einbau der Rollschienen nebst Unterbau begonnen werden
Damit der Rollsitz rollt braucht es Rollschienen, Überhöhungskeile, Befestigungen.
Bisher nutzten wir dazu eine Einschienenrollbahn und Räder mit Innenlauf auf der Lauffläche o/u. Aber ohne Überhöhungskeil
Alle Teile kann man natür-lich kaufen. Kosten pro Platz 57,12 €.
Da haben wir lieber unsere alte Schiene recycelt und entlang der roten Linien in 72,5 cm lange Einzelschienen zerlegt. Der
Überhöhungskeil wurde mit Material aus dem Holzlager selbst geschnitzt. Kosten 0,00.
Die „Bastelarbeiten“ sind im Wesentlichen abgeschlossen und das Boot wartete auf die Lackierung.
Auf allgemeinen Wunsch sollte es wieder gelb werden.
24 Liter Grundierung – Primer – und 12 Liter Bootslack waren bereits geordert, nach Beratung mit dem Lieferanten alles auf 1 Komponentenbasis, ist leichter als 2 Komponentenlack zu verarbeiten, kann jederzeit wieder mit 1 Komponentenlack gestrichen werden und ist wesentlich preiswerter.
- 1.Lackschicht–schleifen
- 2.Lackschicht–schleifen
- 3.Lackschicht–schleifen
- 4.Lackschicht
Jetzt kommt gelb, gleiches Prozedere, 3 Anstriche
Fertig !!!!
Von innen nach außen.
Einige Tage und Pinselstriche und Schleiferei später Endmontage der Kielleiste.
4.10.2018: Nach 323 Tagen und rd. 1.000 Arbeitsstunden hat das Boot wieder die Werkstatt verlassen.
Erste Testfahrt, danach mussten nochmals alle Rollsitze nachjustiert werden.
Zweite Testfahrt mit unseren Jüngsten – erfolgreich!
So fertiggestellt bestand es die Premiere beim Abrudern am 28.10.18.